Seit dem Jahr 2000 gibt es in Bürstadt ein Heimatmuseum. Es befindet sich in der Peterstraße 11, und wurde am 14 Oktober 2000 offiziell für Besucher eröffnet.

Die Besitzer sind Waltraud und Edgar Gräf. Am Eingang steht ein - laut Brandkataster 1734 gebautes- Fachwerkhaus. In den früheren Jahren sagte man zu diesem Bau auch; das "Glöcknerhaus". Valentin Brückmann,- ein Vorfahre von Waltraud Gräf- war von Beruf Schreiner und nebenbei noch Glöckner. Als es in Bürstadt noch keine Poststation gab, war in diesem Haus für eine bestimmte Zeit eine Postagentur untergebracht. Am Gipfel der Nordseite des Fachwerkhauses, ist die Figur des hlg. Valentin zu bewundern. Der hl. Valentin ist der Schutzheilige der Imker, Valentin Brückmann soll ihn als er in den jungen Jahren auf der "Walz" war mit nach Hause gebracht haben.

Im Hof steht seine ehemalige Schreinerwerkstatt, die um 1845 angebaut worden ist, sie wird heute auch als Museum genutzt. Alle alten Maschinen und Schreinerwerkzeuge sind noch vorhanden und im Innenraum zu sehen. Im Hof und im Freigelände, dem ehemaligen Garten befinden sich viele "Exponate" von Werkzeugen, Maschinen und Geräten die von den Menschen früher genutzt worden sind, und zumTeil auch heute noch benutzt werden um sich zu ernähren. Im Anbau an der Werkstatt dem ehemaligen Geräteschuppen, befindet sich nun auch ein Musikzimmer, ein liebevoll hergerichteter Raum, unter dem Motto: "Bürstädter Musiker Geschichte" in dem sich über 50 Musikinstrumente befinden, die zum Teil von bekannten Bürstädter Musiker gespielt und nun leihweise dem Museum zur Verfügung gestellt worden sind.

Sollten Sie sich in Gruppen oder Vereinen für das Museum interessieren, so erhalten Sie weitere Informationen bei Herrn Gündling, Tel. 06206/8615.

Der Eintritt ist frei. 

Artikel aus dem Südhessen Morgen vom 15.6.2005:

    Bürstädter Heimatmuseum hat wieder geöffnet / Besucher erleben spannende Zeitreise

    Bürstadt. Ein kleiner Schritt durch das Hoftor und schon begann die spannende Zeitreise in die Vergangenheit. Beim Tag der offenen Tür und gleichzeitiger Saisoneröffnung des Bürstädter Heimatmuseums gab es wieder vieles neu zu entdecken, was schon beinahe in Vergessenheit geraten war. Vor allem ältere Besucher schwärmten von den ausgestellten Gegenständen und Maschinen, mit denen sie schließlich selbst noch aufgewachsen waren. Zudem gab es auch noch fünf rot leuchtende Porsche-Traktoren zu bestaunen.

    Große, landwirtschaftliche Geräte wie ein Zuckerrübenpflug oder ein Häuflepflug für Kartoffeln gehörten zu den ersten Gegenständen, die die neugierigen Besucher sahen, als sie den Hof des Heimatmuseums betraten. Schon hier wurden erste Erinnerungen wach.

    "So einen Kartoffelhäufler hatten wir früher auch", meinte Johanna Schwind aus Wattenheim, die zum ersten Mal das Bürstädter Heimatmuseum besuchte. Begeistert bummelt sie weiter durch die dargebotenen Schätze der Vergangenheit und verweilte vor dem Diamant Herrenrad aus dem Jahr 1926. "So ein ähnliches Rad hatte mein Vater auch, damit ist er immer zur Arbeit gefahren", erzählte Johanna Schwind und lächelte über den "günstigen" Preis des Fahrrades. Laut Zettel kostete dies einstmals 39 Reichsmarkt. Neben diesem schon moderneren Drahtesel stand zudem ein Draisne-Fahrrad aus dem Jahr 1817, das eines der ersten lenkbaren Laufmaschinen war. Von der Form her schon einem Fahrrad ähnlich, doch ohne Pedale, hier war laufen angesagt.

    "Man glaubt gar nicht mehr, wie mühsam früher die landwirtschaftliche Arbeit war", sagte Johanna Schwind mit einem Blick auf die zahlreichen Gerätschaften, die an der Wand angebracht waren. Dort, namentlich beschrieben, hing etwa ein Flachsbrecher, eine alte Getreideschaufel, eine Heuwendegabel, ein Zuckerrübenzieher sowie Gras- und Heurechen. Der Ausstellung im Freien folgend führte der Weg weiter zu Schleifsteinen, Erdlochausheber, Sicheln, Pflügen und Waldarbeiterwerkzeugen wie Trummsäge, Schäleisen oder Beil.

    Der Pfad in die Vergangenheit führte schließlich in die Museumsräume. Ein separater Bereich dient dabei als Musik-Museum. Hier sind nicht nur alte Instrumente ausgestellt, wie Trompeten, Akkordeons oder Horn, zudem erinnern Bilder an Musikgruppen. Das Musik-Museum widmet sich besonders der Geschichte örtlicher Musiker, Spielmannszüge und Orchester. Im angrenzenden Heimatmuseum haben kleinere Gegenstände aus dem Alltagsgebrauch einen Platz gefunden, wie Teller, Fruchtpresse, Schreibmaschinen oder auch Taschenuhren und Kaffeekannen. Zudem erzählen zahlreiche Bilder die Geschichte Bürstadts.

    "Solch eine Bügeleisen hat meine Mutter immer benutzt, und da oben, die braune Kaffeemühle, so eine steht heute noch bei uns zu Hause", meinte Johanna Schwind als sie sich in dem Raum umschaute und dabei noch einiges mehr entdeckte, was in ihrer Jugend wie selbstverständlich im Haus zu finden war. Heute sind dies Raritäten. "Schön, dass all diese Dinge hier gesammelt und ausgestellte werden, es wäre doch schade, wenn dies alles in Vergessenheit geraten würde", betonte die Besucherin.

    Neben dem Heimatmuseum konnte zudem die Porsche-Diesel-Schlepper-Sammlung von Edgar Gräf begutachtet werden. Die roten Ackerflitzer stammen aus einer Serie zwischen 1957 und 1960. Sie wurden alle technisch überholt und sind alle noch fahrtüchtig.

    Besucher können sich das Heimatmuseum nach Absprache mit Hans Held, Telefon, 06206/88 31, anschauen.

    © Südhessen Morgen - 15.06.2005